Verkehrssicherheitsscreening für mehr Sicherheit auf baden-württembergischen Straßen

07. Juni 2018 Infrastruktur
Die Maßgabe ist klar definiert: Im Jahr 2020 sollen als wesentlicher Schritt hin zu einer „Vision Zero“ 40 Prozent weniger Menschen auf Baden-Württembergs Straßen zu Tode kommen als 2010. Zu diesem Zweck hat das Verkehrsministerium des Landes ein Sicherheitskonzept entwickelt, in dessen Rahmen auch das sogenannte Verkehrssicherheitsscreening einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Ein Screening dieser Art dürfte europaweit bislang einzigartig sein. Es dient dazu, flächendeckend unfallauffällige Streckenabschnitte zu ermitteln, um auf diese Weise effiziente Optimierungsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Das Verkehrssicherheitsscreening ist zugleich für die 150 Unfallkommissionen in Baden-Württemberg ein ideales Werkzeug zur Vor- und Nachbereitung des immer notwendigen Vor-Ort-Termins.
Auf einer gemeinsam mit DTV-Verkehrsconsult konzipierten Plattform werden dazu alle für die Verkehrssicherheitsarbeit relevanten Informationen einheitlich ausgewertet und die Ergebnisse in thematischen Karten dargestellt. Also Informationen wie zum Beispiel Unfalldaten, Verkehrsmengen und Fahrzeuggeschwindigkeiten auf Basis des regelmäßigen Verkehrsmonitorings an mittlerweile rund 5.000 Zählstellen im Land, Straßengeometrie, Straßenzustand und Streckenfotos. Alle Informationen sind bezogen auf kurze Straßenabschnitte meist von 100 Meter Länge in thematisch gegliederten Steckbriefen zusammengefasst und die Straßenabschnitte je nach Unfallbelastung farblich in Grün, Gelb oder Rot markiert. Die Steckbriefe bilden die gemeinsame Grundlage für die Analyse von Unfallursachen und Abhilfemaßnahmen und enthalten bis zu 700 Einzelinformationen.
Zur inhaltlichen Erleichterung der Verkehrssicherheitsarbeit werden darüber hinaus Netzbewertungen und Sonderuntersuchungen durchgeführt, die einzelne Unfalltypen oder Fahrzeugarten separat betrachten. Also zum Beispiel Abkommen von der Fahrbahn und Aufprall auf ein Hindernis, Lkw-Unfälle, Motorradunfälle oder Unfälle im Längsverkehr. Zusätzlich wurde ein Online-Priorisierungswerkzeug entwickelt, das eine individuelle Gewichtung von Randbedingungen von Unfällen ermöglicht und diese reiht, um je nach Fragestellung die kritischsten Punkte in wenigen Minuten erkennen und markieren zu können. Dieses Ranking ermöglicht es unter anderem, die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel zur Verbesserung der Straßeninfrastruktur dort einzusetzen, wo der Bedarf am dringendsten ist, und somit die Verkehrssicherheit nachhaltig zu erhöhen.