Bau-und Instandhaltungsmaßnahmen intensivieren
Wenn es um die Optimierung der Infrastruktur geht, darf ein Thema nicht vergessen werden: der Zustand von Straßen, Brücken und Tunnels. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang Aspekte wie Zustand der Fahrbahndecke, Vorhersehbarkeit der Straßenführung, Erkennbarkeit der Fahrbahn, Seitenraumgestaltung, Fahrbahnmarkierungen, Gestaltung von Kreuzungs- und Einmündungsbereichen, Schaffung von Ausweich- und Überholmöglichkeiten und speziell bei den Brücken der allgemeine Bauwerkszustand.
Bereits im November 2008 hat die Europäische Union die „Richtlinie 2008/96/EG über ein Sicherheitsmanagement für die Straßeninfrastruktur“ veröffentlicht. Danach sieht die EU-Kommission die Infrastruktur als einen wesentlichen Bereich ihrer Politik zur Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit an. Dabei geht es nicht bloß um Neubauprojekte, sondern insbesondere um die gezielte Erhöhung des Sicherheitsniveaus bestehender Straßen. Selbstverständlich ist es nicht möglich, jede marode Straße neu zu bauen oder von Grund auf zu sanieren. Werden aber alle Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen im Hinblick auf ein höchstmögliches Maß der Sicherheit geplant, priorisiert und durchgeführt, so lässt sich ein deutlicher Sicherheitsgewinn erwarten.
Als eine große Schwachstelle des Straßennetzes unter anderem in Deutschland gelten zum Beispiel Brücken. Ein Problem ist dabei die Materialermüdung, die zum einen auf das teilweise überproportional hohe Alter der Bauwerke, zum anderen auf die seit Jahren stark ansteigende Verkehrsbelastung zurückzuführen ist. Zu schaffen macht den Brücken insbesondere die immense Zunahme der Schwerlasttransporte. Aus diesen Gründen dürfen im Rahmen von Maßnahmen zur Verbesserung der Straßenverkehrsinfrastruktur die nach DIN 1076 vorgeschriebenen Bauwerksprüfungen auch in Zukunft nicht vernachlässigt werden. Der regelmäßige Expertenblick trägt dazu bei, frühzeitig bauliche Mängel zu erkennen sowie Abhilfe zu schaffen und ist somit ebenfalls ein wichtiger Baustein zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf den Straßen.
Sicherheitsmängel auf Landstraßen
Neben Autobahnen bilden auch Landstraßen einen Unfallschwerpunkt von Nutzfahrzeugen. Vor allem auf schmalen Fahrbahnen wird es dabei mitunter gefährlich eng. Kommt dann ein Fahrzeug vom Fahrstreifen in Richtung Fahrbahnrand ab, sind in vielen Fällen die Beschaffenheit des Randstreifens und des Banketts maßgeblich für die weitere Manövrierfähigkeit des Fahrzeugs. Entfällt der Randstreifen, verlassen die Räder nach Überfahren der Randlinie sofort die Fahrbahn. Dabei ändern sich die Reibwerte, gegebenenfalls besteht auch ein Niveauunterschied zwischen Fahrbahnoberfläche und in vielen Fällen tiefer liegendem Bankett. Ein Zurücklenken auf die Fahrbahn wird dadurch deutlich erschwert. Es besteht ein hohes Risiko, dass unerfahrene Fahrer zu stark einschlagen, um den Niveauunterschied zu überwinden – sobald das Fahrzeug wieder die Fahrbahn erreicht, findet eine abrupte Richtungsänderung zur Seite des Gegenverkehrs statt, zusätzlich ist das Schleuderrisiko sehr groß. Wo räumlich möglich, sollte daher eine dem Geschwindigkeitsniveau und der Fahrbahnführung angepasste Randstreifenbreite vorhanden sein. Das angrenzende Bankett sollte auf Fahrbahnniveau gebracht und so befestigt werden, dass es auch nach längeren Regenfällen und Überfahren mit Lkw auf dem gleichen Niveau bleibt.
Zahl der LKW-Parkplätze muss steigen
Ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die Verkehrssicherheit stellt die Parkplatznot auf den Autobahnen dar. Zwar werden seit Jahren vom Bund und von den Ländern neue Lkw-Parkplätze errichtet, aufgrund der steigenden Zahlen des Gütertransports konnte das Defizit bislang jedoch nicht ausgeglichen werden. Laut Experten fehlen allein auf deutschen Autobahnen Zigtausende Parkplätze für Lastkraftwagen – nach Berechnungen der Bundesanstalt für Straßenwesen beläuft sich der Mangel bis zu dem Jahr 2030 auf 26.000.
Ein großes Problem in diesem Zusammenhang sind unter anderem die Lenk- und Ruhezeiten. Lkw-Fahrer sind grundsätzlich dazu verpflichtet, diese einzuhalten, da ansonsten empfindliche Strafen drohen. Um Lenkzeitverstößen vorzubeugen, parken Lkw-Fahrer aufgrund des Parkplatzmangels daher häufig ihre Fahrzeuge auf Zu- und Abfahrten von Tank- und Rastanlagen sowie Standstreifen. Dies birgt eine hohe Unfallgefahr, denn oftmals sind die Lkw nur mangelhaft gesichert und aufgrund des schlechten Kontrasts nachts für andere Verkehrsteilnehmer kaum zu erkennen. Die daraus resultierenden Unfälle mit Todesfolge sind in den vergangenen Jahren nach Angaben der Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA) konstant angestiegen. Vor 2016 gab es durchschnittlich einen toten Fahrer in drei Jahren, 2016 wurden vier Fahrer getötet und im ersten Halbjahr 2017 kamen so sechs Fahrer ums Leben.
Um Abhilfe zu schaffen, wurde zum Beispiel an der Autobahn-Raststätte Montabaur ein intelligentes Parksystem eingeführt. Den ankommenden Lkw-Fahrern signalisiert dort ein Display an der Raststätte, ob noch Parkplätze verfügbar sind. Die Stellplätze werden dann per Computersystem den Fahrern zugeteilt. Die Vergabe erfolgt hierbei nach der Abfahrzeit – wer morgens früher los muss, steht weiter vorne. So können die Lkw in Kolonnen geparkt und die knappen Parkplatzflächen optimaler ausgenutzt werden. Alternativ zu dieser Lösung könnte man laut VEDA ebenso die Potenziale „ neben“ der Autobahn vermehrt in Betracht ziehen.
Auch der Gesetzgeber könnte in diese Thematik eingreifen. Bislang sind die Strafen für die Lenkzeitüberschreitung bedeutend gravierender als für das Falschparken. Eine Angleichung könnte einige Fahrer davon abhalten, ihre Fahrzeuge an kritischen Stellen zu parken. Jedoch würde dies lediglich zu einer Verschiebung des Problems führen, denn dann müssten die Lkw-Fahrer so lange weiterfahren, bis sie einen freien Parkplatz antreffen. Übermüdete Fahrer bergen aber wiederum ein erhöhtes Unfallrisiko.
Zusätzlich zum Parkplatzmangel kämpfen die Lkw-Fahrer neuerdings verstärkt mit organisierter Kriminalität. Insbesondere auf ungesicherten Parkplätzen kommt es zunehmend zu Ladungsdiebstählen. Einige Autohöfe haben sich dieser Problematik angenommen und bieten mit dem „Premium-Parken“-Konzept schon erste „Sicherheitsinseln“ an, mittlerweile bereits 20 in ganz Deutschland. In den Niederlanden werden in einem Projekt die Parkplätze entlang von zwei Autobahnen durch eine zentrale Leitstelle überwacht. Sollte ein Fahrzeug einen Parkplatz nach dem anderen anfahren und somit Verdacht auslösen, kann die Leitstelle eine Polizeistreife vor Ort schicken. Überwachte Parkplätze gibt es zudem in Belgien, England, Frankreich und Spanien.