Das Hilfeleistungssystem TUIS

07. Juni 2018 Faktor Mensch
Im Jahr 2016 ereigneten sich laut Statistischem Bundesamt auf deutschen Straßen 130 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, an denen ein Gefahrguttransporter beteiligt war. In vier dieser Fälle kam es zu einer Freisetzung des Gefahrguts. Weitaus mehr Unfälle mit Freisetzung ereignen sich beim Be- und Entladen, durch Probleme bei der Ladungssicherung oder auch in Umschlaglagern. Vor dem Hintergrund der großen Menge an transportierten Gefahrgütern sind diese Zahlen dennoch als gering anzusehen. Die gefahrgutrechtlichen Vorgaben zeigen hier eine gute Wirkung.
Kommt es aber zu einem Unfall, können die zu Hilfe eilenden Rettungskräfte schnell an ihre Grenzen kommen. Welche Gefahren entstehen durch die Freisetzung, welche Risiken resultieren aus einer eventuellen Mischung unterschiedlicher freigesetzter Stoffe, wie können die verunglückten Fahrzeuge vor der Bergung entladen beziehungsweise Flüssigkeiten abgepumpt werden?
Um in solchen Fällen den Helfern schnelle und unbürokratische Hilfe leisten zu können, wurde seitens der chemischen Industrie ein Hilfeleistungssystem installiert. In Europa ist dies das ICE-System des europäischen Chemieverbandes Cefic. ICE steht für „Intervention in Chemical Transport Emergencies“ und agiert unter dem Dach des internationalen Responsible-Care- Programms. Für Deutschland und Österreich übernimmt diese Dienstleistung das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS) der chemischen Industrie. In Deutschland sind rund 130 Unternehmen angeschlossen, in Österreich etwa 50. Mit deren Werkfeuerwehren und zusätzlichen Spezialisten stehen rund um die Uhr geeignete Ansprechpartner zur Verfügung. Im Rahmen der Hilfeleistung gibt es drei Eskalationsstufen. Stufe 1 ist die Beratung der Einsatz- oder Abschnittsleitung durch TUIS-Fachleute am Telefon. Bei Stufe 2 kommt ein Fachberater an die Einsatzstelle, um zu beraten und die weiteren Schritte abzuklären. Bei Stufe 3 wird durch Einsatzkräfte und Einsatzmittel (Spezialfahrzeuge, Apparaturen, Auffangbehälter, Sonderlöschgeräte …) der Werkfeuerwehren direkt an der Unfallstelle geholfen. Allein in Deutschland kommt es jährlich im Durchschnitt zu rund 1.000 TUIS-Einsätzen.