Mehr Partnerschaft und Rücksichtsnahme
Editorial Verkehrssicherheitsreport 2020
Ein Blick auf die Straßen genügt, um festzustellen: Zweiradfahren erfreut sich großer Beliebtheit. Die Hersteller von Krafträdernverzeichnen ebenso steigende Verkaufszahlen wie insbesondere die Hersteller von Pedelecs.
Nach Angaben des Europäischen Verbandes der Motorradhersteller (ACEM) legte der Markt 2019 in der EU im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf knapp 1,1 Millionen neu zugelassene Motorräder zu. In Sachen Pedelecs liegen EU-weit für 2019 noch keine offiziellen Zahlen vor. Für Deutschland vermeldete aber der Zweirad-Industrie-Verband einen Zuwachs um knapp 39 Prozent auf 1,36 Millionen Verkäufe.
Zu dieser Entwicklung passt auch, dass immer mehr Städte ihre Radinfrastruktur kräftig ausbauen. Und was zum Beispiel in Staaten wie den Niederlanden oder Dänemark längst Tradition hat, soll nun auch in Deutschland intensiver betrieben werden: So sieht der vom Bundesverkehrsministerium erarbeitete Nationale Radverkehrsplan 3.0 unter anderem den verstärkten Bau von Fahrradbrücken, Untertunnelungen für Radfahrer und Radschnellwegen vor.
Weltweit erleben auch Elektrokleinstfahrzeuge einen wahren Boom. Vor der Zulassung in Deutschland ab Mai 2019 rollten E-Scooter bereits durch zahlreiche Städte in den USA sowie beispielsweise durch Paris, Wien, Kopenhagen, Stockholm, Lissabon oder Madrid. Die starke Zunahme speziell bei den E-Scooter-Verleihfirmen hat mittlerweile dazu geführt, dass vor allem Städte in den USA vermehrt regulierend in die urbane Infrastruktur eingreifen, um die Mobilität insgesamt besser zu steuern, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und auch den häufig zu beobachtenden Wildwuchs etwa in Bezug auf das Abstellen dieser Fahrzeuge einzudämmen.
Aber mit welcher Art von Zweirad man auch immer unterwegs ist, ob in der Freizeit oder für den Weg zur Arbeit und wieder zurück nach Hause: Stets bewegt man sich als weitestgehend ungeschützter Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr. Und das wiederum ist mit dem hohen Risiko verbunden, bei einer Kollision insbesondere mit einem Pkw, Transporter oder Lkw „den Kürzeren zu ziehen“ und schwer verletzt oder im schlimmsten Fall sogar getötet zu werden. Zwar gibt es in vielen Ländern der EU seit Jahren einen Abwärtstrend bei den Zahlen getöteter Zweiradfahrer, von Entwarnung kann jedoch überhaupt nicht die Rede sein. Nicht zu unterschätzen sind dabei auch die teilweise verheerenden Folgen von Alleinunfällen. In Deutschland zum Beispiel verzeichnet die offizielle Statistik 2019 solche Unfälle für rund 30 Prozent der verunglückten Kraftradbenutzer, bei den getöteten liegt der Wert ebenfalls bei circa 30 Prozent.
Mit welchen Maßnahmen gegenzusteuern ist, zeigt der vorliegende Report auf. Wie die DEKRA Verkehrssicherheitsreports der vergangenen Jahre soll auch diese Publikation in erster Linie wieder Denkanstöße liefern – für Politik, Verkehrsexperten, Hersteller, wissenschaftliche Institutionen sowie Verbände. Zugleich soll er Ratgeber sein für Zweiradfahrer und alle weiteren Verkehrsteilnehmer, die durch ihr partnerschaftliches Verhalten, durch gegenseitige Rücksichtnahme und verstärktes Risikobewusstsein sowie die Beachtung von Sicherheitsstandards dazu beitragen können, die Zahl der Verunglückten und Getöteten auf den Straßen nachhaltig zu verringern. Die guten Beispiele aus verschiedenen Ländern machen uns zuversichtlich.