Hohe Wirksamkeit aktueller Notbremssysteme
Um die möglichst schnelle Verbreitung solcher Systeme zu unterstützen, hat die Europäische Kommission automatische Notbremssysteme für Güterkraftfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von über 3,5 Tonnen und Busse ab zehn Sitzplätzen in mehreren Stufen vorgeschrieben. Auch wenn nutzungsbedingt einige Ausnahmen wie zum Beispiel bei Offroad-Fahrzeugen erforderlich sind, werden von der Regelung grundsätzlich alle diese Fahrzeuge erfasst. Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse über acht Tonnen, die seit November 2015 innerhalb der EU erstmalig zugelassen werden, müssen mit einem automatischen Notbremsassistenzsystem ausgestattet sein. Die zweite Stufe greift am 1. November 2018. Dann erfolgt die Ausweitung auf die Fahrzeuge schon ab 3,5 Tonnen. Auch die Anforderungen an die Systeme steigen zu diesem Zeitpunkt nochmals für alle betroffenen Fahrzeuge an. Sie umfassen dann eine Fahrerwarnung, eine Geschwindigkeitsreduktion von 80 km/h auf 60 km/h bei Annäherung an ein stehendes Hindernis und eine komplette Kollisionsvermeidung bei Annäherung an ein mit 15 km/h fahrendes Fahrzeug.
Die Systeme der meisten Hersteller übertreffen diese Anforderungen bereits bei Weitem. Das ist unter anderem auch das Ergebnis eines Tests von drei aktuellen Lkw-Notbremsassistenten, den der Allgemeine Deutsche Automobil- Club (ADAC) durchgeführt hat. Untersucht wurden alltägliche Fahrsituationen, um auf diese Weise festzustellen, wie robust und plausibel das Warnverhalten der Sicherheitssysteme ausgelegt ist und wie häufig Warnungen auftreten. Das Test-Ergebnis: Die Warnungen treten nur dann in Erscheinung, wenn es wirklich notwendig ist und die Situationen unsicher zu werden drohen. Außerdem zeigte sich, dass sich der automatische Notbremsassistent (AEBS) bei normalen Fahrten nicht bemerkbar macht – lediglich der Abstandsregeltempomat (ACC).
Alte und neue Bremssysteme im Vergleich
In einem Test wurden durch die DEKRA Unfallforschung und das Crash Test Center die Bremsleistung eines modernen Sattelzugs und die eines Sattelzugs aus den 1990er-Jahren verglichen. Beide Fahrzeugkombinationen waren auf eine Zuggesamtmasse von 38,5 Tonnen aufgelastet. Ziel der Versuche war es, die Unterschiede beim Bremsweg aus einer Geschwindigkeit von 80 km/h bei identischen Umgebungsbedingungen aufzuzeigen. Dabei wurden Fahrzeuge gewählt, die in dieser Form im Straßenverkehr unterwegs sind. Dass zum Beispiel eine unterschiedliche Bereifung der Fahrzeuge zu leichten Ungenauigkeiten führt, versteht sich von selbst, ändert aber nichts am Kern der Ergebnisse. In den Versuchen zeigte sich, dass die durchschnittliche Verzögerung des modernen Sattelzugs von Gaswegnahme bis Stillstand nach Vollbremsung bei etwa 6 m/s2 lag. Der Bremsweg aus 80 km/h betrug etwa 41 Meter. Beim Sattelzug aus dem Jahr 1997 lag die durchschnittliche Verzögerung bei 4,3 m/s2. Der resultierende Bremsweg war mit 57 Metern um 16 Meter länger. Die Restgeschwindigkeit des älteren Sattelzugs betrug an der Stelle, an der der neue zum Stillstand kam, 43 km/h (Bild 1–3).
Interessant ist auch der Bremswegvergleich zwischen einem aktuellen Pkw und dem modernen Sattelzug. Dieser war im direkten Vergleichstest beim Pkw nur geringfügig kürzer (Bild 4). Die Reaktionszeit aufmerksamer Fahrer liegt bei etwa einer Sekunde. In dieser Zeit legt ein Fahrzeug mit einer Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h eine Strecke von über 22 Metern zurück. Die Einhaltung eines ausreichend großen Sicherheitsabstands (Richtwert: halber km/h-Wert in Metern) ist daher auch hinter Lkw unabdingbar.