Probleme mit dem Touchscreen
Waren vor wenigen Jahren im Cockpit noch physische Schalter und Knöpfe üblich, überwiegen in modernen Fahrzeugen immer häufiger Touchdisplays. Neben dem Navigationssystem und Audioanlage werden bei einigen Herstellern sogar schon Klimaanlage oder Scheibenwischer per Touchscreen bedient.
„Vor allem beim Umstieg auf einen ungewohnten Fahrzeugtyp im Urlaub oder auch beim Carsharing kann es Probleme geben“, warnt DEKRA Verkehrspsychologe Thomas Wagner. Während innovative Touchscreen-Technologien bei intuitiver Bedienung die Gefahr der Ablenkung verringerten, könne auch das Gegenteil der Fall sein.
Weil beim Touchscreen das haptische Feedback fehlt, kann sich die Ablenkungszeit vergrößern, weil meist eine längere Blickzuwendung erforderlich ist.
Verstärkt wird dieses Problem durch die großen Unterschiede bei der Benutzerführung je nach Hersteller. So zeigten Tests der DEKRA Unfallforschung mit 80 Personen, dass die Teilnehmer für die Bedienung sicherheitsrelevanter Funktionen wie Scheibenwischer oder Abblendlicht in neueren Fahrzeugen viel mehr Zeit brauchten, teilweise sogar mehr als doppelt so lang. Insbesondere für ältere Menschen wird der Lernaufwand für die sensitiven Schaltflächen als recht hoch eingeschätzt. Speziell für Menschen, die eine Lesebrille tragen, könne das moderne Bedienkonzept sogar die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Ohne diese Brille erkennen sie die Bedienelemente nicht, mit Brille aber sehen sie auf größere Entfernungen kaum noch etwas.
An Urlaubszielen, in einem ungewohnten Umfeld mit anderen Straßen- und Verkehrsverhältnissen, könnten Probleme mit dem Touchscreen die Fahrenden noch mehr als ohnehin schon ablenken und die Unfallgefahr erhöhen. Wagner empfiehlt, sich bei der Übernahme eines Fahrzeuges einige Minuten Zeit zu nehmen, um sich einen Überblick über das Bedienkonzept des Touchscreens zu verschaffen sowie um einen geeigneten Radiosender einzustellen, das Navi zu programmieren oder das Smartphone zu koppeln. Zeige sich unterwegs, dass weitere Änderungen notwendig sind, sollte dazu angehalten werden. Für Fahrende ist der Blick auf eine Bedienoberfläche generell nur dann erlaubt, wenn das „nur kurz“ geschieht.