Unfälle mit E-Scootern häufen sich

08. Nov. 2020 Unfallgeschehen
Im ersten Quartal 2020 ereigneten sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 251 Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen. Dabei kam ein E-Scooter-Nutzer ums Leben, 39 wurden schwer verletzt und 182 leicht verletzt. Zum Vergleich: In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 hat die Polizei deutschlandweit mehr als 12.700 Unfälle registriert, bei denen Radfahrer zu Schaden kamen. In Zahlen: 52 Getötete, 2.052 Schwerverletzte und 10.431 Leichtverletzte. In zahlreichen anderen Mitgliedstaaten der EU wie auch beispielsweise in den USA ist die Nutzung von E-Scootern schon länger erlaubt. Mit der Zunahme dieser Fahrzeuge sind auch die Unfallzahlen teilweise stark angestiegen.
So hat zum Beispiel eine Studie der University of California in San Francisco ergeben, dass in den USA die Zahl der rollerbezogenen Verletzungen zwischen 2014 und 2018 um 222 Prozent auf mehr als 39.000 zugenommen hat. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen stieg in diesem Zeitraum sogar um 365 Prozent auf 3.300. Menschen in der Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren waren dabei am häufigsten betroffen. Ausgewertet wurden für die Studie Unfallstatistiken des National Electronic Injury Surveillance System.
Für Aufsehen sorgte auch eine Studie zu E-Scooter-Unfällen im Zeitraum vom 5. September bis zum 30. November 2018 in der texanischen Stadt Austin. In 87 Tagen gab es dort 192 behandlungsbedürftige Verletzte, das macht pro Tag etwas mehr als zwei Verletzte. Über 60 Prozent der Verletzten gaben an, dass sich der Unfall zwischen der ersten und neunten Fahrt mit dem E-Scooter ereignet hat. Weniger als ein Prozent der Fahrer trug einen Helm, annähernd 50 Prozent der Verunglückten erlitten Kopfverletzungen.
Angesichts der zunehmenden Zahl von Unfällen mit E-Scootern hat auch die Berliner Charité im Rahmen einer Studie die Verletzungen und Unfallursachen untersucht. Das Team um Prof. Dr. Martin Möckel, Ärztlicher Leiter Notfall- und Akutmedizin am Campus Charité Mitte und am Campus Virchow-Klinikum, untersuchte hierfür im Juli 2019 insgesamt 24 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 12 und 62 Jahren. Die Experten stellten fest, dass zu den fahrzeugtypischen Verletzungen beispielsweise Risswunden am oberen Sprunggelenk, Frakturen der oberen Extremitäten und Kopfverletzungen gehören. So erlitten mehr als die Hälfte der Patienten Kopfverletzungen. Dabei handelte es sich meist um leichte Prellungen mit Schürfwunden. Vier der 24 Patienten wiesen leichte Schädel-Hirn- Traumata auf. Die gehäuften Weichteilverletzungen an den unteren Extremitäten im Bereich des oberen Sprunggelenks wurden infolge von Unfällen beim unachtsamen Losfahren mit dem E-Scooterverursacht. Unfallursachen waren zumeist Unachtsamkeit, Verstöße gegen die Verkehrsregeln und eingeschränkte Verkehrstauglichkeit etwa durch Drogen- oder Alkoholkonsum vor der Fahrt. Daraus folgt: E-Scooter stellen als weitere Form der Mobilität eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Nutzer dar. Zugleich bedeuten sie eine neue Herausforderung für das bestehende Verkehrssystem.