Weltverkehrsforum (International Transport Forum ITF) in Leipzig
Vom 18. bis zum 20. Mai 2016 fand das Weltverkehrsforum (International Transport Forum ITF) in Leipzig statt. Mehr als 1.000 Teilnehmer, darunter 38 Minister und Vizeminister aus 70 Ländern, diskutierten das Thema „Mobilität von morgen - sauber, effizient und fair“.
Unter den über 55 Veranstaltungen, die im Rahmen des Forums stattfanden, war die von DEKRA organisierte Diskussionsrunde über Sicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Rad- und Motorradfahrer. Podiumsteilnehmer waren Clemens Klinke, Vorstand DEKRA Automotive, Bernhard Ensink, Generalsekretär des europäischen Radfahrer-Verbands (ECF), Benjamin Welle, Senior Associate bei EMBARQ und Jorge Kogan, Berater bei der lateinamerikanischen Entwicklungsbank (CAF).
Nach der Einführungsrede von Craig Foss, dem neuseeländischen Vizeminister für Transport, sprach DEKRA Vorstandsmitglied Klinke über die Herausforderungen im Bereich Verkehrssicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmer. Nachdem die Zahl der Verkehrstoten in den vergangen Jahren kontinuierlich gesunken ist, steige die Zahl an Opfern wieder an. Klinke zeigte mehrere Faktoren auf, um diese Entwicklung zu erklären: Handys stellen eine große Ablenkung für Fahrer und Fußgänger dar, was zu leicht vermeidbaren Unfällen führt. Schlechte Beleuchtungsbedingungen, sowohl am Tag als auch in der Nacht, führen zu schlechter Sichtbarkeit auf den Straßen. Von daher sollten sich Fußgänger aus Rücksicht auf solche Situationen an besonders hellen Tagen und in der Nacht vorsichtiger verhalten. Am Ende des Vortrags machte sich Klinke für den Ausbau der Infrastruktur, um sie für alle Verkehrsteilnehmer sicherer zu machen, stark. Trotz der großen Herausforderungen zeigte er sich zuversichtlich, dass das Projekt „Vision Zero“ durchaus realisierbar sei, wenn man Gegenmaßnahmen wie Informationskampagnen, Verbesserungen in der autonomen Fahrtechnologie und legislative Maßnahmen durchführen würde.
ECF-Vertreter Ensink forderte ähnliche Maßnahmen, allerdings mit einem besonderen Fokus auf Fahrradfahrer. Er bezeichnete eine sichere Infrastruktur, sichere Fahrzeuge und sicheres Verhalten als die drei Säulen der Sicherheit für Fahrradfahrer. Angesichts der Tatsache, dass weltweit 1,25 Million Menschen pro Jahr auf der Straße sterben, betonte Ensink die moralische Dimension der Verkehrssicherheit und forderte die Einführung von sogenannten „Intelligent Speed Adaption Systems“, eine Technologie, die die Überschreitung der Geschwindigkeitsgrenze unmöglich macht. Mit Blick auf die Zukunft machte Ensink die Zuhörer auf die neuen Herausforderungen aufmerksam, die sowohl mit der Entwicklung von Pedelecs als auch mit der von automatisierten Fahren verbunden sind.
Als Vertreter von EMBARQ, ein Think Tank für die Entwicklung und die Umsetzung umweltfreundlicher, sozialer und finanzierbarer Verkehrskonzepte, sprach Benjamin Welle über die städtische Infrastruktur als wichtiges Mittel zur Reduzierung von Verkehrsunfällen. Inseln für Fußgänger in der Mitte von großen Kreuzungen, Temposchwellen und verbesserte Fahrradspuren seien effektive Ansätze, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Welle unterstrich auch die Notwendigkeit von Datensammlung und deren Analyse, um Unfallschwerpunkte in einer Stadt zu identifizieren.
Jorge Kogan schloss die Vortragsrunde mit einer Präsentation über Verkehrssicherheit in Lateinamerika. Die wachsende Zahl von Motorrädern auf den Straßen sei eine besonders interessante Entwicklung in dieser Region. Motorräder werden wegen niedrigen Wartungskosten, dichten Verkehrs in den Städten und Benutzerfreundlichkeit bei kurzen Strecken immer mehr bevorzugt. Angesichts dieser Lage müsse Sicherheit für Motorradfahrer besonders berücksichtigt werden. Herr Kogan beschrieb die von der lateinamerikanischen Entwicklungsbank durchgeführten Maßnahmen, vor allem die Finanzierung von Verkehrssicherheitshandbüchern für Motorradfahrer, um dieser Herausforderung entgegenzutreten.