Breites Spektrum an Fahrsituationen
Für den Durchbruch im Bereich des automatisierten Fahrens analysiert ein breit angelegtes europäisches Forschungskonsortium unter der Leitung des Volkswagen Konzerns bereits seit September 2017 die Einsatzmöglichkeiten von Technologien für die Mobilität der Zukunft. Im März 2019 sind hierfür nun die Tests im öffentlichen Straßenverkehr angelaufen. Insgesamt werden rund 1.000 Fahrer über einen Zeitraum von 18 Monaten automatisierte Fahrtechnologien nach Level 3 und 4 testen.
Alle L3Pilot-Fahrzeuge sind Serienfahrzeuge, die durch den Einbau einer Vielzahl von Sensoren und technischen Geräten, einschließlich Datenloggern, modifiziert wurden. Das Genehmigungsverfahren für die Prüfung dieser Prototyp-Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen musste die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften jedes Landes, einschließlich derjenigen zum Datenschutz, zur Versicherung und zur Cybersicherheit berücksichtigen.
Die getesteten Technologien umfassen dabei ein weites Spektrum – von Parken und Überholen bis hin zu Fahren im komplexen Stadtverkehr. Auf diese Weise werden hilfreiche Daten zur Bewertung technischer Aspekte, der Nutzerakzeptanz, des Fahr- und Reiseverhaltens sowie des Einflusses dieser Systeme auf Verkehr und Gesellschaft erhoben. Das Projekt ergänzt ideal auch die Anstrengungen von DEKRA rund um automatisiertes und vernetztes Fahren: Auf dem Lausitzring in Klettwitz stehen regelmäßig Tests von Fahrzeugen unter anderem mit Assistenzfunktionen wie Notbrems-, Abbiege- oder Kreuzungsassistent auf dem Programm. Die Straßen rund um die Rennstrecke dienen der Sensorerprobung oder werden auch für NCAP-Szenarien zur Bewertung der Sicherheit von Pkw verwendet.
Zurück zu L3Pilot: Beteiligt sind daran neben den führenden Fahrzeugherstellern unter anderem auch die Fédération Internationale de l’Automobile FIA, die Bundesanstalt für Straßenwesen BASt und die Netherlands Vehicle Authority RDW. Das auf vier Jahre angelegte Projekt ist das größte EU-geförderte Projekt seiner Art. Das Gesamtbudget beträgt 68 Millionen Euro, die Europäische Kommission beteiligt sich daran mit 36 Millionen Euro.
Die erwähnte BASt führt im Rahmen von L3Pilot schwerpunktmäßig eine Nutzerstudie durch. Probanden haben die Möglichkeit, eine automatisierte Fahrfunktion mehrmals im öffentlichen Straßenverkehr zu testen und per Fragebogen Auskunft über ihre Einstellungen und Eindrücke zur gerade erlebten automatisierten Fahrt zu geben. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, das Verhältnis zwischen Mensch und Fahrzeug besser zu verstehen und zukünftige automatisierte Fahrfunktionen besser auf die Nutzer auszurichten. Darüber hinaus beteiligt sich die BASt an der Entwicklung einer Sicherheits-Folgenabschätzung in Bezug auf Verkehrsunfälle mit verletzten Beteiligten und an der Hochrechnung der Ergebnisse auf EU-Ebene.