Hauptuntersuchung deckt Sicherheitsrelevante Mängel auf

12. Mai 2022 Fahrzeugtechnik
Angesichts der Tatsache, dass – wie schon angedeutet – viele junge Fahrer vor allem aus finanziellen Gründen sehr häufig mit älteren Fahrzeugen unterwegs sind, ist und bleibt die periodische Überwachung ein ganz zentrales Element im Hinblick auf die Verkehrssicherheit. Denn Alterung, Verschleiß und oftmals auch das fehlende Bewusstsein für technische Mängel sowie Sparen bei Reparatur und Wartung führen unweigerlich dazu, dass ältere Pkw in der Regel wesentlich häufiger erhebliche Mängel aufweisen und damit ein größeres Unfallrisiko darstellen als jüngere Fahrzeuge. Ein hohes Maß an Verkehrssicherheit ist aber nur dann möglich, wenn sich die Fahrzeuge in einem guten technischen Zustand befinden und wenn dies auch regelmäßig überprüft wird.
Wie wichtig die periodische Prüfung ist, macht allein schon ein Blick auf die Ergebnisse der im Jahr 2020 von DEKRA in Deutschland durchgeführten Hauptuntersuchungen von Pkw deutlich (Schaubild 15). Bei etwa einem Drittel sämtlicher Fahrzeuge waren Mängel festzustellen. Knapp 12,5 Prozent der Fahrzeuge wiesen geringe Mängel auf, etwa 20,5 Prozent allerdings erhebliche Mängel. Gefährliche Mängel waren bei 0,5 Prozent der Fahrzeuge zu beanstanden. In einem verkehrsunsicheren Zustand waren erfreulicherweise nur rund 0,05 Prozent der Pkw.
Splittet man die Ergebnisse nach dem Fahrzeugalter, so ergibt sich folgendes Bild: Bis zu drei Jahre alte Fahrzeuge hatten zu knapp 8 Prozent Mängel, über fünf bis sieben Jahre alte Fahrzeuge zu etwa 20 Prozent. Über neun Jahre alte Fahrzeuge kamen hier schon auf eine Mängelrate von 40 Prozent; 25 Prozent wiesen in dieser Gruppe sogar erhebliche Mängel auf. Letztlich ist die tatsächliche Mängelquote der im Verkehr befindlichen Fahrzeuge aber zweifelsohne noch weit höher als in den Mängelstatistiken von DEKRA und anderen Prüforganisationen ausgewiesen.

MÄNGELQUOTE NIMMT MIT ALTER DER FAHRZEUGE DEUTLICH ZU

Hintergrund: Viele Reparaturen und Servicearbeiten werden erst zur bevorstehenden Hauptuntersuchung angegangen – die Fahrzeuge kommen also oft vorbereitet zur Prüfung. Dies belegen unter anderem auch die Ergebnisse in dem von DEKRA zusammen mit der Deutschen Verkehrswacht und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat über viele Jahre durchgeführten Safety Check. Bei dieser Aktion konnten junge Erwachsene ihre Fahrzeuge außerhalb der vorgeschriebenen Fahrzeugprüfung kostenlos auf sicherheitsrelevante Mängel untersuchen lassen. Es zeigte sich, dass zum einen die Fahrzeuge der Zielgruppe deutlich älter waren als der Durchschnitt aller Fahrzeuge und zum anderen auch der Anteil der mängelbehafteten Fahrzeuge weit über dem Durchschnitt der HU lag. Die geprüften Pkw im Rahmen des Safety Check waren zuletzt circa zwölf Jahre alt, die Mängelquote aller Fahrzeuge erreichte Werte von etwa 75 Prozent. Die meisten Mängel zeigten sich in den Bereichen Fahrwerk, Räder/ Reifen, Karosserie, Beleuchtung und Elektrik/ Elektronik sowie an der Bremsanlage.
Nimmt man die im Jahr 2020 von DEKRA gefundenen Mängel im Detail unter die Lupe, so zeigt sich, dass die lichttechnischen Einrichtungen mit etwa 25 Prozent und die Bremsen mit rund 16 Prozent auf den Plätzen eins und zwei lagen. Mängel an Achsen mit Rädern und Bereifung nahmen mit über 14 Prozent auch noch einen hohen Stellenwert ein. Während allerdings die Sachverständigen bei bis zu drei Jahre alten Fahrzeugen nur in etwa 4 Prozent der Fälle Mängel an den lichttechnischen Einrichtungen beanstandet hatten, erhöhte sich dieser Prozentsatz bei über neun Jahre alten Fahrzeugen auf knapp 30 Prozent, bei über zwölf Jahre alten Fahrzeugen sogar auf über 45 Prozent. Dieser starke Anstieg zieht sich durch alle Baugruppen hindurch, was verdeutlicht: Je älter das Fahrzeug ist, desto mehr Mängel hat es im Durchschnitt.
Klar ist: Ob die Insassen sicher und unversehrt ans Ziel kommen, hängt entscheidend vom Zustand der Bremsen, des Fahrwerks, der Reifen und der Beleuchtung ab. Das gilt vor allem auch außerorts auf Straßen mit Risiken wie höheren Fahrgeschwindigkeiten oder Geschwindigkeitsdifferenzen verschiedener Verkehrsteilnehmer, wechselnden Fahrbahnqualitäten und Gegenverkehr oder kreuzendem Verkehr. Die im vorliegenden Report vorgestellten Unfallbeispiele unterstreichen dies mehr als deutlich.