Regelmäßige fahrzeugtechnische Inspektion gewinnt an Bedeutung
Sofern im Automobil Systeme des assistierten und automatisierten Fahrens verbaut sind, muss gewährleistet sein, dass sie – wie auch die Systeme der passiven und aktiven beziehungsweise integralen Sicherheit – über das ganze Fahrzeugleben hinweg zuverlässig funktionieren. Denn nur dann können sie auch ihre erhoffte Wirkung entfalten. Der periodischen Fahrzeugüberwachung, wie es sie in zahlreichen Staaten der Welt bereits seit vielen Jahren gibt, kommt daher in Zukunft eine noch größere Bedeutung zu als heute schon – auch angesichts der zunehmenden Komplexität der Systeme und der Gefahr elektronischer Manipulationen. Wie diverse Untersuchungen zeigen, unterliegt auch die Fahrzeugelektronik einem gewissen Verschleiß. Sie ist zudem nicht frei von Systemfehlern, kann manipuliert, abgeschaltet und sogar aus dem Fahrzeug ausgebaut werden. Von der Internationalen Vereinigung für die Technische Prüfung von Kraftfahrzeugen (CITA) durchgeführte Untersuchungen haben gezeigt, dass elektronisch gesteuerte Systeme in Fahrzeugen ähnliche Störungsraten sowie alterungsbedingtes Ausfallverhalten aufweisen wie mechanische Systeme. Die Ausfälle nehmen sowohl mit dem Fahrzeugalter als auch mit der Fahrleistung zu. Trotz aller Weiterentwicklungen bei den elektronischen Komponenten spielen die mechanischen Systeme natürlich auch weiterhin eine zentrale Rolle in Sachen Verkehrssicherheit. Im Rahmen der periodischen Fahrzeuguntersuchung werden daher die Brems- und die Lenkanlage ebenso unter die Lupe genommen wie lichttechnische Einrichtungen, Achsen, Räder und Reifen, Aufhängungen, Fahrgestell, Rahmen und Aufbau oder die Sichtverhältnisse, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wie wichtig dies ist, zeigt unter anderem das Beispiel Frankreich. Nachdem dort 1992 obligatorisch die Contrôle Technique eingeführt wurde, verbesserte sich der technische Zustand der im Verkehr befindlichen Fahrzeuge spürbar. In zahlreichen Baugruppen wie etwa den Bremsen oder den lichttechnischen Einrichtungen sank die Mängelquote laut den Statistiken von DEKRA um 50 Prozent und mehr. Auch die Türkei ist ein gutes Beispiel für den großen Nutzen der periodisch-technischen Inspektion (PTI) für die Verkehrssicherheit. Bis Ende 2007 wurde dort die Kraftfahrzeugprüfung durch ein landesweites Netz an staatlichen Prüfstellen durchgeführt. Dabei handelte es sich um eine Sichtprüfung, bei der die Angaben in den Fahrzeugpapieren mit dem Zustand des Autos abgeglichen wurden. Entscheidend war lediglich die Fahrtüchtigkeit beim Vorführen. Im Jahr 2008 erfolgte dann die Einführung einer PTI nach europäischem Vorbild mit fest definierten Standards. Seitdem ist die Zahl der Verkehrstoten innerhalb weniger Jahre um 40 Prozent gesunken. Das Beispiel des US-Bundesstaates Idaho zeigt ebenfalls die Effektivität der periodischen Überwachung. Hier wurde 1997 das bis dahin durchgeführte Programm zur PTI eingestellt. Nur zwei Jahre später war die Anzahl mechanisch defekter oder unsicherer Fahrzeuge deutlich gestiegen. Auch der Zustand der Bremsen älterer Fahrzeuge war schlechter als vor der Abschaffung der PTI. Spürbar verschlechtert hat sich zudem Zustand der Lenkung, der Aufhängung und des Antriebsstrangs. Der US-Bundesstaat Texas hat dagegen 1999 ein PTI-Programm eingeführt – innerhalb kürzester Zeit ist der Anteil der Unfälle aufgrund von Fahrzeugdefekten von zwölf Prozent auf vier Prozent gesunken. Vor diesem Hintergrund wären durch PTI beispielsweise auch für viele Schwellen- und Entwicklungsländer positive Effekte zu erwarten.