Umfangreiche Maßnahmenkataloge in vielen Teilen der Welt

24. Apr. 2019 News & Aktionen
Auf dem Strategieplan der WHO baut auch die im Rahmen der globalen Lobbykampagne „#SafeKidsLives“ veröffentlichte „2020 Action Agenda“ mit fünf zentralen Forderungen auf:
  • Sichere Fahrt zur Schule für jedes Kind einschließlich sicherer Straßen und Geschwindigkeitsmanagement rund um jede Schule.
  • Sicherer Schultransport mit Sicherheitsgurtenin allen Schulbussen.
  • Kindersichere Fahrzeuge und Maßnahmen zur Förderung von Kinderrückhaltesystemen
  • Helme für alle Kinder, die auf motorisierten Zweirädern transportiert werden.
  • Durchsetzung von Maßnahmen gegen Alkohol am Steuer.
Tatsache ist: In den letzten Jahren hat sich vieles zum Positiven hin entwickelt, wenn auch weltweit in sehr unterschiedlichem Ausmaß. So sank die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Kinder unter 15 Jahren zum Beispiel in der Europäischen Union laut EU-Kommission zwischen 2005 und 2017 um 55 Prozent von 1.325 auf 593, in den USA dagegen nach Angaben der National Highway Traffic Safety Administration zwischen 2005 und 2016 nur um 37 Prozent von 1.955 auf 1.233 und in Afrika, wie die Zahlen des IHME untermauern, sogar zwischen 2005 und 2017 nur um 12 Prozent von 54.171 auf 47.520.
Es bleibt also noch viel zu tun – und das geschieht in vielen Staaten erfreulicherweise auch. In zahlreichen nationalen Initiativen und Verkehrssicherheitsprogrammen spielen Kinder eine wichtige Rolle. Das gilt insbesondere auch für Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau. Erst im November 2018 schlossen sich zum Beispiel Verkehrsminister aus ganz Afrika beim 1. African Road Safety Forum in Marrakesch der globalen Botschafterin der Child Health Initiative, Zoleka Mandela, und ihren Partnern an, die unter dem Titel „Un grand pas en avant“ einen neuen Report auflegten.
Der gemeinsam von der FIA Foundation sowie den Organisationen Amend und Humanity & Inclusion erstellte Bericht wendet sich insbesondere an französischsprachige Länder in Afrika und fordert dazu auf, durch effiziente Maßnahmen unter anderem in Sachen Infrastruktur und Geschwindigkeitsmanagement dazu beizutragen, die Sicherheit von zu Fuß gehenden Kindern in Staaten wie Burkina Faso, der Demokratischen Republik Kongo und Senegal zu erhöhen. Hintergrund: Kinder werden in Afrika südlich der Sahara bei Verkehrsunfällen doppelt so häu g getötet wie sonst wo auf der Welt. Der Report knüpft an die Veröffentlichung „Step Change“ von 2016 an, in der in Staaten wie Tansania, Sambia und Ghana entwickelte Verkehrssicherheitslösungen aufgezeigt wurden.
Ebenfalls auf dem Forum in Marrakesch vorgestellt wurde übrigens auch das African Road Safety Observatory, can das die FIA Foundation zusammen mit der WHO und einem Konsortium bestehend aus der FIA, dem International Transport Forum und der Weltbank entwickelt hat. Eine wichtige beratende Rolle hat dabei auch die International Road Traffc Accident Database (IRTAD) gespielt. Nach deren Vorbild soll das African Road Safety Observatory mithilfe der nationalen Regierungen in Afrika Daten über Verkehrsunfälle und andere Indikatoren sammeln und somit vergleichbar machen.
Auch auf den anderen Kontinenten sind in den letzten Jahren viele Initiativen in Gang gesetzt worden. So zum Beispiel das Pilotprojekt „Vision Zero for Youth“ in Mexiko-City. Sie ist damit die erste lateinamerikanische Stadt, die Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt ihres Ziels gestellt hat, die Zahl der Verkehrstoten zu senken. Das von der Agentur für Stadtmanagement ITDP und der Versicherungsgesellschafft AXA unterstützte Pilotprojekt zielt dabei vor allem auf den Schulweg ab. Gemeinsam mit Lehrern und Schülern wurden die gefährlichsten Kreuzungen in der Nähe von Schulen identifiziert und verschiedene Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in die Wege geleitet – so zum Beispiel breitere Gehwege, kürzere Fußgängerüberwege, Geschwindigkeitsbeschränkungen sowie Poller.
Eine weitere von zahlreichen schönen Erfolgsgeschichten kommt aus Vietnam: Im Dezember 2007 trat dort ein Gesetz in Kraft, das alle Motorradfahrer und Beifahrer zum Tragen von Helmen verpflichtet. Begleitet von effektiven Kampagnen, die von der AIP Foundation und weiteren Partnern durchgeführt wurden, waren die Ergebnisse sofort sichtbar: Die Tragequote stieg auf städtischen Straßen von nur sechs auf über 90 Prozent. Schon im ersten Jahr sanken die Verletzungen durch Verkehrsunfälle um ein Viertel, während die Zahl der Todesopfer um zwölf Prozent zurückging. In den zehn Jahren seit Inkrafttreten des Gesetzes wurden schätzungsweise 500.000 Kopfverletzungen und 15.000 Todesfälle durch den vermehrten Einsatz von Helmen verhindert. Gleichzeitig hat die massiv angestiegene Helmtragequote dazu geführt, dass in zehn Jahren schätzungsweise 3,5 Milliarden US-Dollar unter anderem an medizinischen Kosten und Kosten für Produktionsausfälle beziehungsweise dauerhafte oder vorübergehende Arbeitsunfähigkeit eingespart werden konnten. Aufgrund dieser positiven Entwicklung und vor dem Hintergrund, dass in Vietnam viele Kinder mit dem Motorrad zur Schule gebracht werden, hat die vietnamesische Regierung zum Schuljahresbeginn 2018/2019 im ganzen Land kostenlos an nahezu 1,8 Millionen Erstklässler Motorradhelme verteilt.
An dieser Stelle könnten jetzt noch unzählige weitere positive Beispiele rund um den Globus aufgezeigt werden. Aber schon die genannten Strategien und Maßnahmen zeigen, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der Verkehrssicherheit von Kindern stark gestiegen ist und immer mehr unternommen wird, um zu einer nachhaltigen Optimierung beizutragen. Auch der vorliegende DEKRA Report, übrigens der zwölfte seiner Art, will hierzu mit dem diesjährigen Fokus auf Kinder unter 15 Jahren einen Beitrag leisten. Diese Altersgruppe ist im Straßenverkehr unter anderem deshalb so gefährdet, da sie kaum auf Erfahrungen zurückgreifen kann. Dazu kommen häufig mangelnde Aufmerksamkeit, leichte Ablenkbarkeit und fehlende Konzentrationsfähigkeit – ein oftmals tödlicher Gefahrenmix. Kleine Kinder können zudem Geschwindigkeiten nicht einschätzen. Ob als Fußgänger, als Radfahrer, als Passagier im Pkw, im Kindersitz auf dem Fahrrad beziehungsweise im Anhänger dahinter, als Mitfahrer auf motorisierten Zweirädern oder als Nutzer von Elektrokleinstfahrzeugen: Wo Nachholbedarf besteht und mit welchen Maßnahmen man dem hohen Unfallrisiko begegnen kann, wird in den nachfolgenden Kapiteln aufgezeigt.